Vertrauen in die Lieferkette der Luftfahrt: Neue Empfehlungen zur Vermeidung gefälschter Flugzeugteile

Nach dem weltweiten Skandal um die britische Firma AOG Technics, die 2023 Tausende gefälschte Triebwerksteile mit manipulierten Dokumenten verkauft hatte, hat eine internationale Expertengruppe konkrete Maßnahmen vorgestellt, um ähnliche Fälle künftig zu verhindern.
Die Aviation Supply Chain Integrity Coalition (ASCIC) – bestehend aus führenden Vertretern von Airbus, Boeing, GE Aerospace, Safran, Delta TechOps und weiteren Unternehmen – veröffentlichte nun ihren Abschlussbericht. Das Ziel: die Integrität der globalen Luftfahrt-Lieferkette stärken und das Risiko sogenannter Suspected Unapproved Parts (SUPs) dauerhaft minimieren.
Der Fall AOG Technics als Wendepunkt
Im Sommer 2023 entdeckte ein Techniker von TAP Air Portugal Unstimmigkeiten in den Unterlagen eines CFM56-Triebwerks. Schnell stellte sich heraus, dass das zugehörige Zertifikat gefälscht war. Die Ermittlungen ergaben, dass AOG Technics weltweit Triebwerkskomponenten mit gefälschten „Authorized Release Certificates“ (ARCs) verkauft hatte – darunter sogar Teile, die nie genehmigt oder überholt worden waren.
Der Vorfall führte zur Bildung der ASCIC unter der Leitung von Robert Sumwalt (ehem. NTSB) und John D. Porcari (ehem. USDOT). Über neun Monate wurden 38 Fachleute aus 24 Organisationen befragt und Best-Practice-Modelle untersucht.
13 Empfehlungen für mehr Sicherheit
Der Bericht bündelt 13 Maßnahmen in drei zentralen Bereichen:
  1. Zulassung und Überwachung von Lieferanten
    • Nur zertifizierte Anbieter nach FAA AC 00-56B oder EASA 2019/009/R sollten genutzt werden.
    • Aufbau einer weltweiten Datenbank für akkreditierte Lieferanten und deren Qualitätsmanagementsysteme.
    • Einführung eines Feedback-Systems zwischen Einkäufern und Zertifizierungsstellen.
  2. Digitale Nachverfolgbarkeit und Dokumentenprüfung
    • Ausbau digitaler Authorized Release Certificates und Einführung kryptographischer Prüfverfahren.
    • Entwicklung gemeinsamer Industriestandards für Dokumenteninhalte und digitale Signaturen.
    • Nutzung von KI und Blockchain, um gefälschte Zertifikate schneller zu erkennen.
  3. Rückverfolgbarkeit und Schulung
    • Intensivere Schulungen für Inspektoren, Techniker und Einkäufer.
    • Strengere Kontrolle von Schrott- und Recyclingprozessen, um die Wiederverwendung ausgeschiedener Teile zu verhindern.
    • Aufbau freiwilliger Datenbanken zur lückenlosen „Back-to-Birth“-Dokumentation.
Bedeutung für Europa und die GAEA
Die GAEA sieht in dem Bericht einen entscheidenden Schritt zur Stärkung des Vertrauens in die Luftfahrtbranche. Besonders die empfohlene Digitalisierung von Nachweisen, Zertifikaten und Prüfdaten deckt sich mit europäischen Initiativen, etwa der geplanten EASA-Strategie zu nicht-CO₂-basierten Sicherheits- und Umweltfaktoren.
Für Gutachter, Wartungsbetriebe und Behörden bietet der Bericht eine wertvolle Grundlage, um bestehende Prozesse zu prüfen und zu modernisieren – vom Einkauf über die Wartung bis zur Dokumentation.
Die Kernaussage ist klar: Sicherheit entsteht aus Transparenz. Nur wenn alle Akteure entlang der Lieferkette dieselben Standards anwenden, lässt sich das Risiko gefälschter oder nicht genehmigter Teile nachhaltig eindämmen.
2025-10-27T23:24:52+01:0027. Oktober 2025|News|Kommentare deaktiviert für Vertrauen in die Lieferkette der Luftfahrt: Neue Empfehlungen zur Vermeidung gefälschter Flugzeugteile
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