Am 02.10.2021 war es endlich wieder soweit, eine Sachverständigenkonferenz nicht am Bildschirm, sondern „Face to Face“ und einem tollen Rahmenprogramm in der Nähe von Bonn.
Bereits am 01.10.2021 waren einige Mitglieder angereist, um in gemütlicher Atmosphäre beim gemeinsamen Abendessen den ersten Gedankenaustausch zu betreiben.
Alle Teilnehmer freuten sich an diesem Abend über ein Wiedersehn und der Möglichkeit im direkten Kontakt die letzten fast 20 Monate ohne Präsenzveranstaltung Revue passieren zu lassen.
Am nächsten Tag war vieles anders, als in den vorherigen Mitgliederversammlungen, Fortbildungen in Langen oder bei Messeveranstaltungen.
Keine Tragflächen, Triebwerke nicht größer als eine APU und in einigen Luftfahrzeugen fehlten sogar die Sitze im Passagierraum. Doch bevor wir zur Lösung dieser Rätsel kommen von Anfang an die Geschichte der Versammlung erzählt.
Annähernd pünktlich um 10.10 Uhr wurde die Veranstaltung unter engen Coronabestimmungen durch die Vorsitzende, Rachel McKay und dem Organisator, Marco Niles, eröffnet.
Nach Überreichung der Urkunden der Ehrenmitglieder und Aushändigung eines Zertifikats für einen „frisch ernannten“ Sachverständigen (war bei der eigentlichen Ehrung des Ausbildungslehrgangs leider verhindert) kam direkt das erste Highlight des Tages mit dem Vortrag von Prof. Dr. Christian Duve.
Der gelernte Jurist, Mediator und Honorarprofessor an der Universität Heidelberg erläuterte die Vor- und Nachteile von Mediation in komplexen Rechtsstreitigkeiten und gab dabei einige Beispiele aus der Luftfahrt, bei denen er als „Schiedsrichter“ beteiligt war.
Durch die langjährige Zusammenarbeit mit den „Fliegenden Juristen und Steuerberatern“ kam gerade mit dieser Personengruppe eine rege Diskussion auf, weil teilweise Rechtsstreitigkeiten aus der Vergangenheit/Gegenwart ( wie z.B. das Planfeststellungsverfahren am Frankfurter Flughafen) parallel von Christian Duve, sowie einigen Mitgliedern aus dem Verband bearbeitet wurden.
Aber auch für die Luftfahrtsachverständigen waren die Möglichkeiten der Mediation, getragen durch den interessanten Vortrag, informativ und spannend zugleich.
Nach kurzer Pausenunterbrechung schloss sich der nächste Höhepunkt an. Der PCA Michael Andorka erläuterte in seinem Vortrag die Auswirkungen, Änderungen von Part CAMO nach Revision der VO (EU) 1321/2014 durch VO (EU) 2019/1383 und 2020/270.
Dabei ging er nicht nur auf die reinen juristischen Änderungen ein, sondern erläuterte aus seiner Praxiserfahrung die möglichen Herausforderungen für die Zukunft, nach Umsetzung der Verordnungen.
Im Anschluss an den Vortrag konnten sich alle Teilnehmer für den „Praxisteil“, Rundgang durch die Flughalle, Line und Base Maintenance inkl. Spezialwerkstätten, stärken.
Nach Vorstellung der verschiedenen Hubschraubertypen erläuterte Marco Niles die Einsatzspektren, Abgrenzungen zwischen PTL (mit Restschub) und Wellenleistungstriebwerk beim Hubschrauber und erklärte; warum eine Super Puma einen herkömmlichen Heckrotor anstatt einen Fenestron benötigt.
Beim Durchgang wurden viele Fragen aufgeworfen, analysiert und letztendlich für viele Teilnehmer, quasi am offenen Herzen, Antworten und Erläuterungen gegeben, die bisher so im Detail nicht bekannt waren.
So konnte die scheinbar undurchsichtige, geheimnisvolle Spezies Drehflügler oder konkret der Hubschrauber transparent und für viele durchsichtiger werden.
Gegen 17.00 Uhr nach kurzem Debriefing wurde die Veranstaltung durch die Vorsitzende geschlossen und alle waren sich einig:“ Schön, dass wir nach langer Zwangspause wieder eine Präsenzveranstaltung hatten und der Hubschrauber ist kein Buch mit sieben Siegeln!“